Pfarrkirche Niederhöcking

Pfarrkirche St. Martin in Niederhöcking

Das bislang letzte Kapitel in der über 1100-jährigen Baugeschichte der Pfarrkirche von Niederhöcking wurde am 15. November 1998 mit der Weihe eines neuen Langhauses und Pfarrheims durch den Regensburger Diözesanbischof Manfred Müller abgeschlossen. Der moderne Kirchenraum – als Ersatz für den maroden Vorgängerbau von 1855 lange Zeit geplant, diskutiert und schließlich mit vereinten Kräften in kurzer Zeit erstellt – fügt sich nun mit restaurierten historischen Bauteilen zu einer harmonischen Einheit. Der etwa 700 Jahre als Turm wurde generalsaniert und der spätgotische Chor zur Tauf- und Werktagskapelle umgewidmet. Doch damit nicht genug: In vereinter Anstrengung entstanden gleichzeitig ein Sakristeianbau und ein Pfarrheim mit Pfarrsaal und Gemeinschaftsräumen. Ein neues Leichenhaus wurde errichtet und das gesamte Umfeld der Kirche ansprechend gestaltet.

Eine erste Kirche in “Heikkinga” wird bereits Ende des 9. Jahrhunderts erwähnt. Seit frühen Zeiten gehört Niederhöcking als Urpfarrei am rechten Isar-Ufer zur Diözese Regensburg. Zeugnisse aus allen Epochen der Niederhöckinger Kirchengeschichte fanden die Archäologen im Zuge der jüngsten Bauarbeiten. Sie förderten zahlreiche Gräber aus neunhundert Jahren, Fundamente und schließlich sogar Keramik aus der Zeit um 1000 zutage.

Mit 230 Sitzplätzen ist die nun bestehende Kirche die größte in der Geschichte Niederhöckings. Architektonisch bemerkenswert ist auch das neue Pfarrheim. Es wurde als Fundament in den Neubau des Langhauses integriert und kann durchaus als Symbol für die Gemeinde als Träger der Kirche interpretiert werden.

Das Innere der einschiffigen Kirche gewinnt durch die zeltartige Deckenlösung überraschende Höhe und Weite. Die Ausstattung verbindet ruhig und konzentriert überlieferte Werke mit neuen Arbeiten. Im Zentrum der hohen Altarwand steht eine Darstellung des Barmherzigen Jesus. Der jetzt bereits heiliggesprochenen Ordensschwester Faustyna Kowalska zeigte sich Jesus in einer Vision mit der Bitte: ein Bild malen zu lassen, ihn als Barmherzigen Jesus zu verehren, den Barmherzigkeitsrosenkranz zu beten und am Weißen Sonntag das Fest der Göttlichen Barmherzigkeit zu erbitten, das seit dem Jahr 2001 weltweit gefeiert wird. Das Gemälde ist umgeben von sieben kreuzförmig angeordneten Reliefs. Sie zeigen die Werke der leiblichen Barmherzigkeit (Hungernde speisen, Dürstenden zu trinken geben, Nackte bekleiden, Obdachlosen eine Herberge geben, Gefangene besuchen, Kranke besuchen und Tote begraben) und verweisen damit zugleich auf das Handeln des Kirchenpatrons St. Martin. Das theologische Programm von Pfarrer Friedrich Teetz wurde durch die aus der Pfarrei stammenden Künstler Josef Mayer (Entwürfe) und Josef Paleczek (Ausführung) realisiert. Letzterer schuf außerdem Altar, Ambo, Osterleuchter, Sedilien, die Fatimamadonna, St. Martin und den Marienbrunnen. Von Josef Wenleder, Oberhöcking, stammen die beiden Seitenfenster des Chorraums und die Lichtrosette mit der Darstellung der Heiligsten Dreifaltigkeit.

Zahlreiche Ausstattungsteile wurden aus der Vorgängerkirche übernommen. Barocke Apostelbilder schmücken wieder die neue Empore. Chorbogenkruzifix und Missionskreuz erhielten ihre Plätze ebenso wie die Kreuze mit Apostelleuchtern. Der Kreuzweg von 1856 wurde aus dem Pfarrstadel geborgen und wieder angebracht. Die vier kreuzförmig an der Westseite eingebauten Glasfenster aus dem alten Kirchenschiff stellen den Kirchenpatron, St. Georg, St. Notburga und St. Theresia vom Kinde Jesu dar. Neben dem Eingang zur Turmkapelle ist die Bekrönung einer barocken Prozessionsstange mit der Heiligen Familie, Gottvater und Hl. Geist zu besichtigen. Der Hochaltar von 1870 fand nach der Restaurierung seinen Platz in der Seitenkapelle, dem ehemaligen Presbyterium. Hier steht auch der Taufstein, als ältestes Inventarstück ein Fixpunkt der Pfarrkirche von Niederhöcking seit dem 14. Jahrhundert.

Zur Pfarrkirche St. Martin gehören zwei Filialkirchen in Usterling und Zulling mit Trau- und Sepultierrecht und drei Nebenkirchen in Oberhöcking, Thanhöcking und Weihern.